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Sprache als Hören in der Bestimmung des Menschen, durch die Stimme des Allumfassenden und Nichtzuf

(Acryl Mischtechnik auf Leinwand, 120 x 80 cm)

Die Sprache - sie zu malen, hatte ich mindestens ein Jahr vorher im Kopf, in Gedanken, im Sinn. Und je mehr ich darüber nachdachte, um so schwieriger erschien es für mich, sie auf die Leinwand zu bringen, da doch alles rundum Sprache ist... Wir sind von allem angesprochen, was wir wahrnehmen... Doch hören wir richtig zu...? Eigentlich ist eine Leinwand viel zu klein, und so war meine Vorstellung, alles nur in einem Ursuppendunkel zu malen. Der Betrachter sollte doch so viel Fantasie aufbringen, daraus die Sprache zu entnehmen, denn dieses Dunkel des Nichts hat einen Zugang zu unseren Sinnen, kann von uns erfahren, wahrgenommen und wiedergegeben werden; kann sich eigens zur Sprache bringen. Das Nichts und der Mensch - sie stehen in einer innigen Beziehung. Dort ist alles zugleich enthüllt und verborgen... Aber findet der Mensch seine Heimat in diesem Dunkel? --Da ist es wohl besser, ich ziehe den Vorhang ein wenig beiseite. Und was erblicke ich da...? Das Wort...? Den Anfang...? Eine Lichtung...? Verdankt der Mensch sein Wesen dieser anfangenden Lichtung...? So ließ ich die Sprache tönen in klingenden Farben aus dem sich völlig verschließendem Schwarz der Verbergung bis zu den atemberaubenden Landschaften der Lichtung... Und so klang es in mir wieder, als hätte ich in mir selbst eine Sprache für das Bild gefunden... Fremd dringen die Dinge zu mir, aber sie setzen sich zu mir an die Wiege und jagen die Lust und den Schmerz, als wären sie Zwillinge ... wie ein Urstreit ... Himmel und Erde. Und das Herz pocht aus dumpfen Sümpfen ... rundrum lauert die Wildnis ... seltsame Geister tummeln sich hier... Meiden sie die Sprache und sind selber Sprache...? Sie kriechen als graue Masse zu unseren Seelenfüßen, trinken aus den dunklen Brunnen und lecken vom Staub... Schleichende kriechende Kreaturen: sie wollen Gestalt annehmen ... und wirken wie greifende Finger ... etwas, das faßt. Ja, dieser Teil, der eigentliche Sprachbereich, hatte mir am meisten Kopfzerbrechen gemacht, und ich muß sagen, da haben mir meine Monadi ganz schön zugesetzt, denn ich stehe ja mit ihnen selber ständig im Gespräch… Ursprünglich wollte ich ja die Sprache nur in eine dunkle Masse einhüllen und hatte mich dann doch dafür entschieden, dort etwas Urzeitliches bzw. Ewiges Zeitloses darzustellen - das, was man erst wahrnimmt, wenn man in die Sprache taucht. In diese Tiefe zu stoßen ist eine harte Prüfung durchs Undurchdringliche. Und so undurchdringlich sollte auch die Farbe werden... Meine ersten Gedanken waren, den Bereich so ähnlich wie beim Grund der Sehnsucht zu malen, aber meine Monadi haben gewettert und gestreikt: "Da machen wir nicht mit, damit kann doch kein Mensch was anfangen... Du mußt den Leuten doch mal eine Türe öffnen, sonst verlernen sie gänzlich das Zuhören... Male doch einen Himmel darein..." Nee, kommt nicht in die Tüte... Einen Himmel so offenbar zu präsentieren, da kann ich ja gleich eine Duftfarbe mit reinmalen und Brüllschwarz und Stöhnlila auftragen! So kam ich auf die Idee, da drunter ein urzeitliches Meer zu malen, denn du weißt nicht, wie tief es noch weitergeht. Und irgendwie ist der untere Bereich doch der Himmel ...hahahaha... die Monadi müssen aber auch immer alles verdrehen... Als Mensch erschien mir ein Kind am geeignetsten, fähig zum Staunen und Sichöffnen, wobei die Nichtspiegelung in den Augen auf sich aufmerksam machen sollte: sie haben das Schwarz der Undurchdringlichkeit und doch der Leere; fast abwesend, wie etwas, was in der Lage ist, einzusaugen, weil im Grunde genommen die Augen das ganze Bild sind. Aber die Spiegelung der Farben habe ich dennoch in die Wimpern gesetzt, wie ein Ahnenstaub ... Das Vermitteln der Leere - ohne Sprache wären wir nichts... Im Gesicht habe ich eigentlich alle Farben aus dem Bild noch einmal auftauchen lassen, aber minimalistisch, nur ein Hauch; über der Schläfe verzweigen sie sich zu einem zarten Gespinst, erinnernd an Äderchen, Nervenbahnen, als wären sie aus der Sprache hochgewachsen, in zarter Verzweigung vom Ursprünglichen, als würden erst durch das Wahrnehmen aus der Farbe Strukturen sichtbar. Den Schriftbereich fand ich wichtig, weil es zum einen auf etwas Bekanntes hinweist -auf die aufgeschriebene Sprache -, zum anderen scheint es der einzige Halt im Bild, aufsteigend wie die Säule eines Tempels. Ich habe dem kein Sinnestext gegeben - das erschien mir nicht wesentlich. Es sind nicht nur Buchstaben, sondern auch ähnliche Zeichen wie aus der Höhlenmalerei im unteren Teil der Sprachsäule, sogar ein kleiner kindlicher Elefant... Die Säule flammt nach oben und zur Seite auf, die Buchstaben gehen ins geflügelte Wort und fliegen als winzig kleine Vögel auf in den Sichtbereich des Menschen. Hier ist alles in Bewegung, als fluten Empfindungen und Stimmungen... Alles fließt ineinander, der obere Bereich ist das, was wir gewöhnlich wahrnehmen, was uns zuspricht, ohne daß wir darüber nachdenken oder uns darin einlassen. Es taucht darum nur als Entwurf auf... Zwar kaum zu sehen, aber wichtig, ist der zarte Farbstreifen dunkel aus dem Sprachbereich auftauchend hinein in den Sichtbereich des Menschen aufsteigend. Es ist das Lied... Mit Gedanken von Martin Heidegger möchte ich schließen. Er sagte zu Hölderlins Worten: "Alles ist innig"..." dies will sagen: eines ist in das andere vereignet, aber so, daß es dabei in seinem eigenen bleibt: Götter und Menschen, Erde und Himmel."

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