Das Ankommende ist längst unterwegs...
(Bleistift, Rötel, Sepia auf Zeichenkarton, 42 x 29,7 cm)
Bei dieser Zeichnung ging es mir gar nicht so sehr um die Falten als sichtbare Alterserscheinung, noch nicht einmal um das Alter selbst, sondern eher um den Blick, der nicht nur entlang einer linearen Zeit läuft, der eine weite Ebene öffnet und so erst Künftigem Raum gibt. Es ist wie das Öffnen einer Tür in einen Raum, von dem, wo das, was zukommt, eintritt, das mit dem Zeitlosen spricht; wie ein Begegnen des Wesenhaften im Entwurf, das innere Bild einer Vorstellung, weisend zur Zukunft. Gleichsam ein Blick hin zum Grund und findend dort das Einfachste und Urtümlichste. Denn was in dem Moment geschieht, ist ja normalerweise nicht mehr aktuell und gegenwertig ... es ist aber das aus dem Gewesen Ankommende. Es wahrt eine Kunft, wie etwas, das sich wie ein Puls in einem schroffen Urgebirge des Augenblickes sammelt, so wie es sich hier auf dem menschlichen Gesicht als bewahrendes Eigentum aus dem Schoß von Zeit und Ereignis als Falten sichtet. Als die unscheinbare Farbe habe ich diesmal Blütenstaub von der Gerbera genommen. Das mag ich als Farbe bei den Zeichnungen sehr, weil sie eigentlich keine richtige Farbe ist...na ja, ist Quatsch, aber man kann sie schlecht als ein Farbe einordnen, eher als ein leuchtender Schatten. Dann bekommt die Bleistiftfarbe ein leichtes samtig Braun, wirkt nicht mehr so kalt und unnahbar. Beim Blütenstaub arbeite ich dann immer mit einem weichen Pinsel, manchmal auch mit ein wenig Bärenspucke...
Der Hintergrund sollte nichts Festgelegtes sein, sollte eigentlich an gar nichts erinnern, vielleicht nur ein Gefühl zu einem Getreidefeld geben, welches aber noch im Anfang eines Ackers steht. Ich habe die Beziehung zum Hintergrund über der Schulter offengelassen, genauso eine Stelle am rechten Ohr. Das erschien mir wichtig, weil ja das rechte Auge in das Ankommende schaut, das Ankommende selbst ist aber trotzdem in der Schattenseite... Dadurch ergibt sich, denke ich, ein Art innerer Frieden: das Angenommene der Vergangenheit, als ein Standort, um überhaupt einen Blick in das Zukünftige zu wagen...