Göttin der Schlichtheit

(Bleistift und Kohle auf Tonzeichenpapier, 42 x 29,7 cm)

Die Schlichtheit In der Schlichtheit finden wir ein Stück Heimat, in ihr ist nichts Befremdliches und doch ist sie eine Göttin der Erhabenheit... Sie leuchtet in mir als eine weiße Marmorfrau, lächelt in bescheidener Ferne und taucht in meinen fließenden Spiegel, ihr zarter Hauch berührt, schwingt Kreise und dringt tief, pflanzt Weisheit in mein Herz... und fühlt sich an wie Gleiches zu Gleichem in dem bescheidenen Begehren, sich endlos zu gehören... und die Welt unter mir senkt ein alle Meere und schenkt ein ewig Weit in stiller Freude... Ina Bär Ich weiß gar nicht so recht, was eher da war: das Bild oder das Gedicht? Aber eines ist sicher, beiden ging eine Gedankenwanderung voraus, Gedanken, welche im fließenden Spiegel meines Seelensees auftauchen ... dort, wo so manches unverdaut schäumt, brodelt oder kocht, wo einiges drängt, erst ans Tageslicht zu wollen. Doch wenn ich mich der Stille hingebe, dann träumt der See ganz wach. Er glättet Unruh, Angst und Schmerz, und vor mir öffnet sich ein Spiegel, in dem ich sehe, wie alles fällt, was Trug und Schein; wie es mit scharfem Schwerte trennt, was nicht wesentlich im Sein - dann naht die Ferne, dann winkt die schöne Weiße und ihre Berührung ist ein genesender Kuß für die Seele, schenkt Klarheit und Wärme... Und im Bild kam sie dann plötzlich ganz nahe, sie hat es verdient, daß man sich ihrem Blick nähert und ganz bewußt auf sie schaut, obgleich sie dieses Lob abwehren würde, sie bedarf dessen nicht, ist doch die Schlichtheit der Siegel der Glaubwürdigkeit... Und Glauben verdient nur, wer nichts für sich selber will, worin die Selbstlosigkeit unbefangener Zuwendung zu den Dingen natürlicherweise zur Frucht kommt und sich offenbart ... wie das einfache Wasser, das, weil es selber unsichtbar ist, den Lichtstrahl bis auf den Grund dringen läßt...und nun fähig der Verwandlung in einen unerschöpflichen Reichtum ist...