wild horses
(Acryl Mischtechnik auf Leinwand, 200 x 150 cm)
wild horses... spürst du, wie aus ihrem Atem ein Feuerlied hochsteigt? Die Wildheit scheint aus dem Reißenden des Abgrundes der Erde zu kommen, gebeugt in Anmut in züngelnden Flammen der dunklen Glut, die dampfigen Nüstern hauchen viele Prärieseelen aus... oder sind es die lichten Schatten ihrer Erinnerungen...? ...wie ein Ahnentanz... Ob sie die Seele eines Phönix' in sich tragen...? wild horses... sie sind so wild, so frei, so leidenschaftlich, weil sie so viele Wesen in sich tragen, wie ein kosmisches Urgut, deshalb leuchten sie vom tiefsten Schwarz bis zur heißesten Glut... Wenn du die Ewigkeit förmlich in dir selbst spüren kannst, wie sie lebt und atmet, weißt du genau, daß du ein Teil dieser atmenden Ewigkeit bist... Ina Bär Schicken sie uns auf eine Seelenreise...? Vielleicht liegt in ihren Farben, in ihrer Bewegung der 3/4 Takt des Universums, ein immer Ausbrechenwollen aus dem Kreis ... so kraftvoll geladen wie Beethovens Eroica, gewaltig, prägnant, dynamisch, leuchtend, ungezügelt, unauslöschlich in purer Energie. Und obwohl sie sich im Schwung ganz hingeben, fügen sie sich zugleich, da sonst alles auseinanderbricht... Vielleicht würde es dann die wild horses in die Höllenschlünde ziehen ... sie können gar nicht anders...sie atmen Ewigkeit, für sie spielt Zeit keine Rolle. Vielleicht sind sie sogar die Überbringer der Wahrheit - nein, es ist kein Glücksversprechen ... denn ich denke, mit dem Begriff Wahrheit wird zu leichtfertig umgegangen und sie wird zu einseitig gesehen, dabei ist doch Wahrheit etwas Tiefursprüngliches ... ein Entdecken, ein Sicherschließen aus der Verborgenheit. Verdammt, das klingt zu einfach, dabei ist es das gar nicht. Es stellt sich mir hier zum Beispiel die Frage, ob sich die Frage der Wahrheit stellt, wenn der Mensch nicht da wäre... Ist sie wesensabhängig...? Ich hatte sie damals versucht, in einer "Zeitlupenperle" einzufangen. In ihr kann man den Puls der roten Wildpferde ganz wild hämmern hören. Die Wildheit scheint aus dem Reißenden des Abgrundes der Erde zu kommen, gebeugt in Anmut in züngelnden Flammen der dunklen Glut, welche blutrot aus der Hölle daran lecken, die dampfigen Nüstern hauchen viele Prärieseelen aus - nein, es sieht nur so aus, es sind die lichten Schatten ihrer Erinnerungen, aber dort sieht man sie ganz deutlich und es ist kolossal: man versteht sie...Übrigens, mein Cellokasten ist auch rot, denn Pablo ist eines von den Wildpferden, eines von den ganz wilden, er schließt sich ihnen zuweilen an, weil er die Freiheit braucht, sein Feuer rauszulassen und zu verbrennen mit mir zusammen... Das muss sein, es ist wie Läuterung, aber keine Angst, die wilden Wildpferde tragen die Seele eines Phönix in sich, sie lieben zu sehr den Schwanengesang von Pablo, dann werden sie so sanftmütig wie durchsichtige Engel... ...und beim Malen stellte sich mir ein großes Handicap. Wenn du malst, wird der Moment verdammt, im Fluß seiner Geschicke zu erstarren und es bewegt uns nicht mehr... Es ist wie ein kleiner Tod, aber eigentlich willst Du es ja unsterblich machen ... aber nicht in einem Mausoleum... In der Musik ist es einfacher: sie bewegt sich jeden Moment und flieht in den Schwingungen, dringt ganz anders in die Seele ein. Bei der Malerei fehlt der Zeit-Raum für Impulsflächen und Kraftlinien. Sie beschränkt sich darauf, in der Bewegung zu verstummen. Die Leinwand ist ein Raum, jeder Maler sollte sie jedenfalls als Raum sehen, der als ein statisches Gehäuse vorgegeben ist, doch dann denke ich immer, wo Raum ist, da ist auch Zeit...zu blöd aber auch, ich habe mich oft schon gefragt, ob es überhaupt Zeit gibt, verdammt, vielleicht gibt’s ja auch keinen Raum... Ich hab’s schon immer gewußt - alles ist Nichts... Nein, nein - dann wären wir auch nicht...oder...?... Was wollte ich gleich noch mal sagen... ? - ach ja, im Raum müßte dann ja auch Zeit entstehen...das 'ent-' ist nur so schwer zu malen. In der Raum-Zeit lebt und vergeht alles, in der Malerei vielleicht als Kraftlinien und Raumlinien, Raum als aktuelle Spannung, Raum als Impulsgestalt, der erst durch die äußere Spiegelung der Seele geboren wird, also ein zeit-räumliches Geschehen außerhalb des Malers als Entsprechung zu inneren Vorgängen... Als ich die wild horses malte, hatte ich die Vorstellung, ich male sie zusammen mit der Zeitlupenzeitperle in der Vision, daß sich alles bewegt, nur du siehst die Bewegung nicht, du spürst sie aber... Und es ist verrückt, ich muß manchmal nachschauen, ob sie nicht schon aus dem Bild gelaufen sind ... hahaha ...ups... verschwunden ... und doch noch da ... oder nicht... Haben sie jetzt die Wahrheit mitgenommen....? Kann man die überhaupt mitnehmen, oder ist sie überall, so wie überall und jederzeit die Unwahrheit ist....? Ist es dann wie in der Musik? - Wenn sie verklungen ist, ist sie vom zeitlichen betrachtet zwar verschwunden, aber sie hat die Seele damit reichlich gefüllt, mein Gott, wieviel in so eine Seele paßt, na klar...unendlich, die Seele ist ja der Kosmos…