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Jo...no stone unturned

(Bleistift, Buntstift, Kohle, Moos auf Tonzeichenpapier, 42 x 29,7 cm)

Manchmal kommt es vor, daß mich ein Mensch besonders inspiriert, als sei er selbst ein Rätsel ... und in diesem Rätsel steckt eigentlich eine ganze Welt - eine Welt, die mich auch berührt, die mich magisch anzieht, weil ich in ihr auf etwas stoße, was ich auch in meiner Welt finde. Ich kann dann gar nicht einmal sagen, was genau es ist... Vielleicht soll es ja auch ein Rätsel bleiben ... und doch, wenn ich dann male, ja, dann unterhalte ich mich mit demjenigen, den ich male oder mit dem, was ich male ... und mit meinen Monadi (alle meine Stifte, Pinsel, Farben - Monadi = ein Wesen, aus vielen bestehend, wie eines dem anderen zugegehörig, jedoch so, daß jedes dabei in seinem Eigenen bleibt - nur so scheint mir ein fruchtbares Gespräch zustande zu kommen...)

Oh...ich hatte es schon ziemlich lange vor, dich, liebe Jo, zu malen; ich weiß nicht genau, vielleicht ein Jahr...oder länger...? Aber meine Monadi sind manchmal ganz schön zähflüssig, können sich ewig nicht entschließen... Und dann wieder, als würden sie genau den richtigen Zeitpunkt kennen, dann sprudelt es nur so, und ich kann mich gar nicht wehren, bin selbst mittendrin, leide mit, streite mit, liebe mit ... und nichts anderes zählt mehr. Es ist dann wohl so, daß eher der Zeitpunkt mich ausgewählt hat.

Und seltsamerweise hatte ich bei dir genau das gleiche Gefühl, wenn du Texte oder Gedichte schreibst. Als würde darin dein Wesen aufglänzen, aus allen Schattierungen kommend... Und eigenartig, wenn ich solchen Menschen begegne, dann glaube ich in ihren Augen ein Lied zu hören, als wäre ihre schwere Stirn ein schattiger Himmel, und doch - gerade sie singen die zartesten Muster von den Hängen der Trauer, um die Arme zum Tal zu breiten... Genau dieses Lied in den Augen läßt mich dann ein Bild malen. Ich folge ihm, jeder Ton ein Wort in der Landschaft, als wollte es etwas Grobes in die Rätsel locken, wo sie ins Feine aufbrechen. Und erst der filigrane Klang der Muster läßt das gesamte Bild erahnen...

Sollten die Augen nun geschlossen oder leicht geöffnet sein... ? Ich entschied mich letztendlich für den offenen tiefen Blick, der mir aus der Seele zu entspringen scheint, als Hauptteil des Bildes, und doch darauf zurückweisend, daß sich in einem so viel beugt, verbeugt ... ein demutvolles Schlichtes erst zum Auflichten bringt und gleichzeitig ein Blick auf ein dickes Buch... Die Poesie? ... deine Texte? ... dein Lebensbuch? deine Welt? - Und du da drinnen verborgen und doch dich zeigend...in deinem Element so stark verbunden und doch für die meisten nicht sichtbar; nur in einer Ahnung gewahr werdend, wie intensiv, wie direkt dich alles berührt, dich schmerzt, dich kost, dich alles erleiden läßt. Es spricht zu dir, so wie du aus dir heraus sprichst ... in einer Farbe, die aus einem Urgrund zu kommen scheint, ein dunkelmoosiges Grün, in der gleichsam Verwesung und Ewiges hervorleuchten...

Jo...immer wieder gern besuche ich andächtig deinen besonderen Ort der Gedanken. Er lockt mich zu den Welten, wo die Zeit mit mir im Raume stehenbleibt, und ich verweile, weil sich das geheimnisvolle Tuch der Verborgenheit lüften will...

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