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es holt ihn...

(Bleistift, Buntstift, Kohle, Moos auf Tonzeichenpapier, 42 x 29,7 cm)

Bettet uns dann die Zeit in ein Polster des Nahen und schreibt in ein Buch vom Heiligen des Unnennbaren Verweilens...? - Dann regnet es Blumen in unsere Hände und zeigt die Gesichter von Liebe und Tod. Wie stehe ich dann da so unfaßbar und erkenne erst das Leben durch den Tod... Oft frage ich mich schon, wird der Betrachter nicht manchmal vor den Kopf gestoßen, wenn ich ihm einfach ein Thema vor die Füße werfe und aufdränge, welches er vielleicht sogar ablehnen würde, weil es Berührungsängste hervorruft? Vielleicht dagt er sich ja: 'Darüber habe ich bisher noch gar nicht nachgedacht, darüber will ich eigentlich gar nicht nachdenken.' Bei diesem Bild bin ich auch gefragt worden: 'Warum hast du das gemalt, wie bist du überhaupt darauf gekommen, soetwas zu malen?' Wenn ich dann sage: 'Weil das Leben das schönste, schwierigste und einzige Geschenk ist! '... dann ernte ich so manchen zweifelnden Blick, gar nicht mal Unverständnis, eher eine gewisse Unnahbarkeit... Über den Tod habe ich zum erstenmal nachgedacht, als ich 13 Jahre alt war, als mein Vater starb. Es ist für mich heute noch ein Wunder, wie sehr sein Leben, seine Liebe, seine Gedanken, alles, was er mir auf den Weg mitgegeben hat, weiterwirkt in mir wie eine große geheimnisvolle Kraft. Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, als ich ihn fragte: "Wenn die Götter ewig leben, haben sie dann nicht irgendwann Langeweile?" Da mußte er lachen, nahm mich auf seinen Schoß und sagte ganz ernst: "Das könnte sein, aber du bist meine kleine sterbliche Göttin, wenn sie dich sehen, werden sie nie Langeweile haben, denn als Sterbliche bist du etwas ganz Besonderes, etwas Einmaliges, ein Geschenk..." Genauso werde ich es nie vergessen, wie unser kleiner Wellensittich in meinen Händen starb, wie ich genau spüren konnte, wie sich sein Lebenslicht herauszog, ich das Gefühl hatte, daß nur noch eine leere Hülle in meinen Händen verblieb und ich mich fragte, wo ist das kleine Leben hin, dass ich doch soeben noch warm in meinen Händen gespürt habe...? Und wie so anders ist doch die persönliche Begegnung mit dem Tod, wenn es allein DICH betrifft, wenn du plötzlich aufwachst, weil dich der Tod schon in den Klauen hat. Wenn dir jemand sagt, du hast nicht mehr lange zu leben, oh, du bist dann so verdammt allein, keiner kann helfen, außer ein Mitleid mit dir zu empfinden... Dann merkst du erst einmal, du hast so vor dich hingelebt, dachtest, du hast alle Zeit der Welt ... ein Ende ist nicht zu sehen, also existiert das Ende nicht...nicht für dich. Und dann mit einem Male ... von heut auf morgen soll es einfach so vorbei sein, alles, du spürst dieses ALLES, wie es in dir hochspült, dieses kleine ICH, dass dein ALLES ist... Und dieses Alles ist dann erst einmal leergefegt, deine Nichtigkeit wird dir bewußt, grinst dich an, und du fragst dich: Habe ich bisher überhaupt gelebt, habe ich wahrgenommen, daß ich lebe?... Es holt ihn...holt ihn das Moosgrün, schon erdenweich auf zarten Blumen gebettet...? Er schaut zu uns und sagt: Es betrifft dich, dich ganz allein! Jeder Tag! Jede Stunde! Jeder Moment!... Und er zieht uns ein Stück mit, um zu zeigen, um dir zu zeigen: Wo stehst du selbst? Kennst du dich? Kennst du das Leben?

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